Einstimmen auf ein Veranstaltungskonzept im Werden
Reden wir darüber wie es ist, ohne Arbeit zu sein und hungrig.
Laden wir Menschen ein, die darüber erzählen können. Ermutigen wir sie, uns ihre Sicht aus der Perspektive der Erwerbslosigkeit zu schildern. Und dann fragen wir sie das, was wir von ihnen über ihr Leben in dieser Situation immer schon erfahren wollten.
Nehmen wir an, dies erleben wir im ersten Teil einer Veranstaltung, bei der wir im Anschluss an die Pause fachkundige Auskunft erhalten über Entwicklungen auf den Arbeitsmärkten. Durch sie erkennen wir die Vorteile für alle*, sobald wir unsere Arbeit teilen wie Brot. So können auch andere Menschen, unsere Nächsten, satt werden. Nicht nur mit essbaren Lebensmitteln, denn: in einer Leistungsgesellschaft bist du bald niemand, wenn du dein Brot nicht im Schweiße deines Angesichts verdienst!
Lin Chalozin Dovrat: „Many groups in a multicultural society can not enjoy a fair game“
Um nicht hereingelegt zu werden im Reformtheater der Rentiers, gehen wir mit diesem Konzept auf Wanderschaft und klären auf. Dann ist es gut möglich, dass wir damit weiterführende Diskussionen anregen. Vorzugsweise solche, die gesellschaftspolitisch wirksam werden. Diskussionen also, die in politische Arbeit münden. Ist sie fruchtbar, dann werden wir glücklich sein.
*| Housing First ist ein Beispiel dafür, sowie Arbeitszeitverkürzung als Jobmotor: auch in dieser Hinsicht gibt es keine Ausreden mehr für politisches Nichthandeln, Orden und Kirchen sind davon nicht ausgenommen. Gefragt sind philanthropieferne Konzepte gegen die Wirkung selektiver Responsivität, getragen von der Mitte der Gesellschaft, weil auch sie von einem starken Sozialstaat profitiert, und weil soziale Ungleichheit allen schadet.
Mittlerweile gibt das Projekt MAGMA in Gramatneusiedl Hoffnung, indem es im Bedarfsfall eine Chance bietet auf ein „zusätzliches Dienstverhältnis im gemeinnützigen Bereich„.
Housing First ist aber auch ein Beispiel dafür, wie schwierig es fern einer resilienten Demokratie ist, soziale Innovationen zeitnah umzusetzen. Schließlich wurde dieses Konzept bereits in den Jahren 2012 bis 2015 erstmals in Wien getestet. Die Erfolge damit in Finnland scheinen für die Politik ohnehin nicht zu existieren.
Das Foto im Beitragsbild entstand im Rahmen der documenta 14 im Jahr 2017 in Athen. Ihr Konzept gibt Hinweise für die Verwendung in diesem Zusammenhang.
Apropos „Learning from Athens“: „Im antiken Athen, gerne als ‚Wiege der Demokratie‘ bezeichnet, wurden wichtige Ämter nicht durch Wahlen, sondern durch Auslosen besetzt. So entstand zum Beispiel der Rat der 500, ein parlamentähnliches Gremium, das Gesetzesvorschläge erarbeitete und aus dem die Regierung hervorging.“ (FAZ, 8.7.2019, 16:29 Uhr) Denkbar sind auch eine Wahl von „SommerSonnen„, also gesellschaftspolitisch engagierten Mitmenschen, oder eine Mischung aus beiden Formen des Wählens in eine Bürger*innenkammer, zB in der Form eines reformierten Bundesrates.
Tipp: Gewerkschaftliche Strategien im Niedriglohnsektor, von Till Kathmann, 02/2021
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