Zu Beginn des dritten Jahrzehnts im dritten Jahrtausend n. Chr. reift in vielen die Erkenntnis einer gemeinsamen Verantwortung für ein gutes Leben für alle. Am Ende dieses Prozesses steht die Selbstverpflichtung zu handeln.
Manche tun das auch bereits. So lesen wir über die Absicht von Marlene Engelhorn, „dass sie 90 Prozent ihres Millionenerbes spenden möchte„. Unter der wachsenden Zahl an Reichen, die „höhere Steuern für sich selbst“ fordern ist sie eine Ausnahme: sie geht beinahe aufs Ganze. Einzelne Vorbilder wie sie sind für die meisten von uns unerreichbar. Ihre Radikalität im Handeln inklusive. Diese verorten viele von uns üblicherweise gerne bei jenen, die heute als Heilige verehrt werden oder auch namentlich unbekannt sind.
Mit den Spenden der wenigen Reichen, die erkannt haben, dass die soziale Schere auch ihnen schadet, werden wir ein gutes Leben für alle nicht gewährleisten können. Insofern wird es sinnvoll sein, gemeinnützige Organisationen zu gründen, die die gespendeten Erträge von vielen Erben in gesellschaftlich wertvolle Dienste verwandeln. Damit wird gleichzeitig eine Kultur der Enkeltauglichkeit – als Gegenüber zur „rohen Bürgerlichkeit“ – lebendig, die es uns erleichtert, die großen Transformationsaufgaben zu bewältigen. Unsere Werkzeuge dafür können Diskussionsveranstaltungen sein, Workshops zur Verbreitung von Kritikfähigkeit (zB beim Medienkonsum – s. S. 205 ff), konkrete Hilfsleistungen, die Arbeiten von „Think Tanks der Vielen“ oder Projekte, die das Gemeinwohl – wie auch die Selbstverwaltung* – als Ausdruck des republikanischen Verfassungsprinzips institutionell stärken wollen.
Neben vielen anderen Themen sollten wir auch darüber zunächst reden … und dann handeln.
Anmerkung
*| Karl Klein (2003): „Die Selbstverwaltung in der Sozialversicherung ist für uns die einzige Möglichkeit, kostengünstig hohe soziale Standards zu bieten, weil Selbstverwaltung immer heißt, dass diese Unternehmen nicht auf Gewinn gerichtet sind und keine Akquisitionskosten haben.“